JAHRESBERICHT DER KONTAKTSTELLE HOLLER E.V.
FÜR DAS JAHR 2016

Allgemeines

Die Kontaktstelle Holler besteht seit 1983. Sie befindet sich in in der Berliner Straße im Stadtteil Holler, welcher sich vorrangig aus den Straßen „Berliner Straße”, „Unterm Feist”, „Oberer Holler” und „Hollerstraße” zusammensetzt. Das Wohngebiet ist gekennzeichnet durch viele Familien mit Migrationshintergrund. Wir verstehen uns als multikultureller Stadtteil. Viele der Kinder, die uns besuchen, kommen direkt aus dem Stadtteil oder aus umliegenden Orten. Es werden ein Sozialarbeiter und eine Erzieherin mit 38,5 Stunden pro Woche sowie Bärbel Weißmann im Bereich Kita! Plus beschäftigt. Hinzu kommt unser FSJ´ler Samuel Laessing, welcher seit Oktober 2016 bei uns ist.
Unsere Angebote richten sich weiterhin an schulpflichtige Kinder, Jugendliche und (junge) Erwachsene aus dem Wohngebiet und der näheren Umgebung Kusels.

Unsere Arbeit

a.) Hausaufgabenbetreuung

  • Hauptbestandteil unserer Arbeit ist die tägliche kostenlose Hausaufgabenbetreuung von 12.30 Uhr bis 15.00 Uhr
  • Angebot von kleinen Snacks während der Betreuung
  • Unterstützt werden wir von ehrenamtlichen Helfern

b.) Freizeitangebote

  • Angebot von sinnvollen Freizeitaktivitäten (sportliche, handwerkliche, musische, kreative und kommunikative Angebote)
  • Fester Bestandteil dieser Angebote sind die Fußball-AG (Montags um 15.00 Uhr auf dem Windhof) und das Kochen (Freitags um 15.00 Uhr)
  • Freizeitangebote mit anderen Einrichtungen und Institutionen sind uns sehr wichtig
  • Zusammenarbeit mit dem Haus der Jugend Kusel findet ständig statt

c.) Ferienprogramm

  • Findet jeweils in den ersten drei Wochen der Sommerferien und der ersten Woche der Herbst- und
    Osterferien statt
  • Ausgewogene Mischung zwischen Angeboten außerhalb und innerhalb der Kontaktstelle. Wir versuchen immer ein gesundes Mittelmaß zwischen Erlebnis und finanziell machbar zu finden

d.) Gemeinwesenarbeit, Elternarbeit und sonstige Veranstaltungen

  • Unterstützung der Anwohner in den unterschiedlichsten Lebenslagen
  • Neben dem Straßenfest und dem Fußballturnier fanden 2016 viele verschiedene Aktionen statt (im Anhang)
  • Mit dem Verständnis einer multikulturellen Einrichtung versuchen wir verstärkt Integrationsarbeit zu leisten und auch Angebote in diesem Bereich zu machen

e.) Situationsbericht

Von der Grundschule zur weiterführenden Schule

Tim (Name geändert) – 11 Jahre – Herkunftsland: Mazedonien – Familie gehört zur Gruppe der Roma.
Tim lebt seit etwas mehr als 3 Jahren mit seinen Eltern und seinen beiden älteren Geschwistern in Deutschland.
Auf ihrer Flucht wurde die Familie kurzzeitig getrennt. Dieses Schicksal hat der Vater bis heute nicht verkraftet und befindet sich seitdem in psychologischer Behandlung. Aufgrund der Tatsache, dass Tims Familie der Gruppe der Roma angehört und diesen das Recht auf Bildung oft verwehrt wird, besuchte Tim in seinem Heimatland, Mazedonien, keine Schule.
Tim wurde in Deutschland altersgerecht in die 3. Klasse der Grundschule eingeschult. Dies entsprach keinesfalls seinem Bildungsstand. Aufgrund dessen wurde er kurze Zeit später zurück in die 2. Klasse gestuft.
Er bekam Förderstunden, vor allem Sprachförderung und individuelle Arbeitspläne um seinen Wissensstand zu erweitern.

Um im Schulsystem zu bestehen, brauchen Kinder die das gleiche Schicksal teilen, ein besonderes Maß an Ehrgeiz und vor allem Eigenmotivation. Schnell kommen die Kinder an ihre persönlichen Grenzen. Hier versuchen wir so weit unsere Kompetenzen und die personelle Situation es zulassen die Kinder zu unterstützen.
Bei Eltern-Lehrer- Gesprächen begleiteten wir Tims Mutter. In erster Linie fungierten wir als Stütze, aber auch um individuelle Fördermaßnahmen mit den Lehrern zu besprechen. Nach Beendigung der 4. Klasse der Grundschule wechselte Tim im Sommer 2016 in die 5. Klasse der Orientierungsstufe. Auch hier fand von Anfang an enger Kontakt zur Klassenlehrerin statt. Tim nimmt am Lernbüro, einer Art Förderunterricht, teil. Dort erhält er an zwei Tagen in der Woche nach der 6. Stunde Förderunterricht im Fach Deutsch und Mathematik.
Immer wiederkehrende schulische Misserfolge wirken sich negativ auf seine Motivation aus. Halt findet Tim in seinem größten Hobby, dem Fußball. Hier erlebt er viele Erfolge und ist ein geschätzter Spieler seiner Mannschaft beim FV Kusel.

Tim besucht fast täglich die Kontaktstelle Holler um seine Hausaufgaben zu machen, zu üben und um seinen Nachmittag zu verbringen. Während der Hausaufgabenzeit braucht Tim eine 1:1 Betreuung und fordert diese ein. Seine Hausaufgaben alleine zu erledigen ist für ihn unmöglich. Aufgabenstellungen müssen erläutert werden, unbekannte Wörter werden erklärt und permanente Hilfestellung während der Lösung der Aufgaben sind hier erforderlich. Aufgrund unserer personellen Situation ist dies nicht immer einfach, da wir weitaus mehr als nur ein Kind mit dieser Problematik betreuen. Dennoch sind wir immer bemüht soweit unsere Kompetenzen als Erzieherin und Sozialarbeiter es zulassen, die bestmögliche Förderung und Unterstützung anzubieten.

Aktivitäten 2016 (Auszug unserer Arbeit)

Januar / Februar / März / April

  • Faschingsparty
  • Unterstützung World Culture Night im Haus der Jugend Kusel
  • Osterferienprogramm: a.) Indoor-Spielplatz b.) Kinderyoga c.) Requisiten basteln + Frühstück d.) Osterbrunch
  • Unterstützung Fußballturnier Kinderhaus Ruthweiler
  • Irene Alt Besuch in der Kontaktstelle
  • Theaterführung in Kaiserslautern
  • Vortrag mit Sascha Lange zum Thema „Edelweißpiraten” im Haus der Jugend
  • Theateraufführung „Wo is dann eigentlich die real Princess”

Mai / Juni / Juli / August

  • Beteiligung Mädchenaktionstag
  • Elterncafe
  • Beauty Day für Mädels
  • EM-Woche
  • Straßenfest
  • Besuch Freizeitpark „Europa Park”
  • Sommerferienprogramm:
    • a.) Wir machen Döner
    • b.) Bowling in Kaiserslautern
    • c.) Batiken
    • d.) Minigolf in Brücken
    • e.) Kinderyoga
    • f.) Barfußpark Bad Sobernheim
    • g.) Ayuverdisches Kochen
    • h.) Besichtigung Betzenberg + SoccaFive Arena
    • i.) Theater-Workshop
    • k.) Gesundes Frühstück
    • l.) Kreative Gläserwerkstatt
    • m.) Kalkbergwerk Wolfstein
    • n.) Fahrt nach Speyer mit Übernachtung
    • o.) Eltern-Kind-Grillen

September / Oktober / November / Dezember

  • Fußballturnier
  • Mithilfe Pyjamaparty
  • Vortrag über Frauenrechte in Afghanistan
  • FC Lampedusa Wochenende in Etschberg
  • Interkultureller Abend
  • Konzert mit Aeham Ahmad in der Prot. Kirche Kusel
  • Herbstferienprogramm:
    • a.) Popcorn im Maisfeld auf dem Windhof
    • b.) Backen mit der Backfee
    • c.) Herbstlicher Brunch
    • d.) Kinobesuch Landstuhl
    • e.) Besuch Indoor-Spielplatz
  • Glühweinstand in der Berliner Straße
  • Weihnachtsmarkt auf dem Windhof
  • Weihnachtsfeier

Kita! Plus

Kita!Plus, ein vom Land Rheinland-Pfalz gefördertes Projekt, ist seit Dez. 2013 an die Kontaktstelle Holler e.V. angegliedert und mit einer 50 % Stelle besetzt. Die Konzeption sieht vor, junge Familien mit Neugeborenen, Kleinkindern, Kindern im Kindergartenalter und Schulanfängern frühzeitig zu erreichen und sie in vielerlei Belangen des alltäglichen Lebens sozialpädagogisch zu beraten und zu unterstützen. Die Zusammenarbeit mit den Familien beruht auf Freiwilligkeit und geschieht außerhalb des Kontextes von Jugendhilfemaßnahmen. Im Bedarfsfall fungiert Kita!Plus des Weiteren als Bindeglied zwischen Kernfamilie und außerfamiliären Einrichtungen bzw. Dienstleistungsangeboten. Kita!Plus setzt sich zum Ziel, die Eltern in ihren Kompetenzen zu stärken und eine Basis für
eine gesunde Entwicklung ihrer Kinder zu schaffen.
Die Herausforderung in der alltäglichen Arbeit besteht darin, sich die Zugänge zu den Familien zu erarbeiten und Voraussetzungen für eine gelingende Zusammenarbeit zu schaffen. Dabei erweist es sich als sehr vorteilhaft, im Rahmen der sozialpädagogischen Tätigkeit auf die Kombination von Komm- und Gehstrukturen zu setzen. So ist es möglich, zielgerichtet auf die spezifischen Probleme und Bedarfe der einzelnen Familien einzugehen. Das Spektrum der Zusammenarbeit erstreckt sich von punktuell über kontinuierlich bis hin zu intensiv und beinhaltet Themen wie:

  • Begleitung zu Arzt, Jobcenter, Jugendamt, Gesundheitsamt, Sozialamt, Krankenkasse…
  • Begleitung bei der Kontaktaufnahme zu Hebamme, Kita, Schule…
  • Begleitung und Unterstützung in kooperierender Funktion (Jugendamt, Tagespflege, Tagesklinikum…)…
  • Orientierungshilfe leisten
  • Entwicklungsprozesse begleiten
  • Beratung in Erziehungsfragen
  • Entwicklung von Perspektiven
  • Unterstützung in Wohnungsangelegenheiten…

Im Jahr 2016 fanden Kontakte zu 38 Familien statt, 18 davon waren Erstkontakte. In 7 Fällen wurde die Zusammenarbeit abschließend beendet, u.a. aufgrund von Wegzug der Familie oder Abschiebung in das Herkunftsland.

Abschließend sei auf drei Aspekte verwiesen, die nach 2015 auch 2016 signifikant für die Arbeit im Rahmen von Kita!Plus waren:

  • die sehr gute Kooperation mit der Albert-Schweitzer Kindertagesstätte
  • die gut funktionierende Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen
  • der hohe Anteil an ausländischen Familien, die Bedarfe anmelden und um Beratung und Unterstützung nachfragen…
Jahresbericht 2016