JAHRESBERICHT DER KONTAKTSTELLE HOLLER E.V.
FÜR DAS JAHR 2019

Allgemeines

Inhalt

Die Kontaktstelle Holler besteht seit 1983. Sie befindet sich in der Berliner Straße im Kuseler Stadtteil Holler. Seit dem Jahr 2015 hat sich die Situation auch bei uns geändert. Wir haben Kinder aus Flüchtlingsfamilien, die aus unterschiedlichen Ländern kommen und auch unterschiedlich gut die deutsche Sprache beherrschen. Hinzu kommen die Kinder aus Familien, die schon seit Jahren auf dem Holler leben und manche auch aus vielfach belasteten Familien. Dabei bestimmen verschiedene negative Faktoren die Lebensbedingungen und die Entwicklungschancen dieser Kinder. Durch günstige Mietpreise und Sozialwohnungen haben wir mit einer großen Fluktuation zu kämpfen, d.h. über die Zeit immer wieder neue Kinder, die unsere Einrichtung besuchen. Wir arbeiten gemeinwesen- und familienorientiert und versuchen die gesamte Lebenssituation
der Menschen zu berücksichtigen.

Es werden ein Sozialarbeiter und eine Erzieherin mit 38,5 Stunden pro Woche sowie Bärbel Weißmann im Bereich Kita! Plus beschäftigt. Marie Kube befindet sich seit Ende 2019 im Mutterschutz. Ihre Schwangerschaftsvertretung ist Steffi Heinz.

Unsere Arbeit

Hausaufgabenbetreuung

Hauptbestandteil unserer Arbeit ist die tägliche, kostenlose Hausaufgabenbetreuung von 12:30 bis 15:00 Uhr (nach Bedarf auch länger).

Den Kindern und Jugendlichen soll Raum und Zeit zum Lernen gegeben werden um vorhandenes Wissen zu vertiefen. Dabei soll ihnen Hilfestellung geleistet, aber auch die Möglichkeit zur Eigeninitiative eröffnet werden. Oberstes Ziel hier ist die Hilfe zur Selbsthilfe, d.h. Förderung und Steigerung der Motivation, Gewöhnung an regelmäßiges, eigenständiges Arbeiten und Aufarbeitung schulischer Defizite. Die Kinder sollen lernen, wie sie ihre Hausaufgaben alleine meistern können.

Natürlich wird bei Fragen Hilfestellung von den Betreuern geleistet. Dennoch werden die Kinder dazu ermutigt, selbst Lösungen zu finden. Es besteht ein guter und enger Kontakt zu Lehrern und Schulsozialarbeitern der umliegenden Schulen.
Der größte Teil der Kinder benötigt intensive Hilfe und Förderung, die wir durch diesen engen Kontakt besser umsetzen können. Die größte Problematik der Hausaufgabenbetreuung liegt in der Heterogenität dieser Gruppe, d.h. bei den Unterschieden hinsichtlich Alter, Herkunft, Klasse und Sprache. So versuchen wir auf jedes Kind individuell einzugehen,
was oftmals für zwei Personen eine Herausforderung darstellt. Dazu kommt noch, dass manche Kinder aufgrund ihrer Geschichte Probleme im Verhalten aufzeigen.

Freizeitangebote

Die Möglichkeiten zur sinnvollen Freizeitgestaltung im Wohngebiet Holler sind stark eingeschränkt. Deshalb versuchen wir Freizeitaktivitäten (sportliche, handwerkliche, musische, kreative und kommunikative Angebote) anzubieten, Freiräume zum Spielen und Lernen zu schaffen sowie neue Erfahrungen zu ermöglichen. Hier können sich die Kinder Fähigkeiten aneignen, den Umgang mit Aggressionen erlernen und als Teil der Gruppe Sozialverhalten und Selbstvertrauen aufbauen.

Ferienprogramm

Findet jeweils in den ersten drei Wochen der Sommerferien sowie der ersten Woche der Herbstferien und in den Osterferien statt. Wir versuchen eine ausgewogene Mischung zwischen Angeboten außerhalb und innerhalb der Kontaktstelle. Dadurch soll ein gesundes Mittelmaß zwischen Erlebnis und „finanziell machbar“ erreicht werden, wobei wir auch einen Teil der Kosten übernehmen. Im Vordergrund stehen neue Erlebnisse für die Kinder und die Erweiterung des Erfahrungshorizonts.

Gemeinwesenarbeit, Elternarbeit und sonstige Veranstaltungen

Wir versuchen die Anwohner in den unterschiedlichsten Lebenslagen zu unterstützen und zu begleiten. Dazu gehört auch Gemeinwesen- und Elternarbeit, die uns hilft das soziale und familiäre Umfeld der Kinder zu beleuchten und gemeinsame Lösungsansätze zu finden. All dies kann allerdings nur auf einer gewissen Vertrauensebene geschehen. Um dieses Vertrauen aufzubauen, veranstalten wir jährlich ein großes Straßenfest und ein Fußballturnier, bei dem die Anwohner bei Planung und Durchführung miteinbezogen werden. Wir hatten 2019 eines der schönsten und besten Straßenfeste der letzten Jahre.
Die Veranstaltungen sollen Kinder, Jugendliche und Erwachsene zugleich ansprechen, um Gemeinschaftserlebnisse zu schaffen, Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben und unsere Einrichtung interessanter zu machen. Als multikulturelle Einrichtung versuchen wir verstärkt Integrationsarbeit zu leisten und auch Angebote in diesem Bereich zu machen. Dies verstehen wir als Antwort auf die Veränderungen innerhalb der Gesellschaft in den letzten Jahren.

Aktivitäten 2019 (Auszug unserer Arbeit)

Januar / Februar / März

  • Besuch FCK-Spiel
  • Faschingsparty
  • Unterstützng beim Bunten Abend im Mehrgenerationenhaus Kusel
  • Veganer Brunch
  • Fußballturnier auf dem Windhof

April/ Mai / Juni / Juli

  • Osterferienprogramm: Osterbrunch/ Besuch Geoskop/ Kochen/ Nistkästen basteln/ Leseangebot in der Bücherei
  • Beteiligung am Mädchenaktionstag
  • Straßenfest
  • Beteiligung am Klimagipfel in Kusel
  • Sommerferienprogramm: Escape-Room/ Spielplatz + Eis/ Tierhof Waldmohr/ Erdbeerland/ Gesundes Frühstück/ Barfußpark/ Tag mit Pippi Langstrumpf in der Bücherei/ Bergwerk in Fischbach/ Wanderung Kultursommer/ Kochen/
    Batiken/ Angebot Lena/ Burgwanderung/ Schokoladenworkshop

August/ September / Oktober / November / Dezember

  • Besuch des Bundestagsabgeordneten Gustav Herzog
  • Kultursommer „Heimat“
  • Beteiligung an der Ausstellung „Weiße Rose“ in der Kreisverwaltung Kusel
  • Fußballturnier auf dem Bolzplatz
  • Essen fürs Klima
  • Essensangebot im Bioladen
  • Beteiligung am Bunten Abend 2.0
  • Herbstferienprogramm: Kochangebot/ Popcorn im Maisfeld/ Alpaka-Wanderung/ Gesundes Frühstück
  • Rotznasentheater
  • Halloween-Buffet
  • Beteiligung an der Lesung von Christian Weißgerber
  • Brotaufstriche fürs Friedensfest in der Kirche
  • Beteiligung am Vortrag „Ärzte Ohne Grenzen“
  • Glühweinstand in der Berliner Straße
  • Weihnachtsfeier
  • Elterncafe

Kita!Plus

Über den Kita Besuch hinaus sozialraumorientiere Angebote schaffen, junge Familien bedarfsorientiert und umfassend unterstützen, begleiten und beraten – das verbirgt sich hinter dem Kürzel Kita!Plus, seit Dez. 2013 auf Wunsch der Kreisverwaltung angegliedert an die Kontaktstelle Holler Kusel e.V. und vom Land gefördert. Von Beginn an zuständig für
dieses Aufgabenfeld ist mit einer 50 % Stelle Bärbel Weißmann, Dipl. Sozialarbeiterin.

Auf freiwilliger Basis gilt es, die Zusammenarbeit mit potentiellen Familien zu suchen, Zugänge und Aufträge zu erarbeiten, um schließlich gemeinsam nach adäquaten Lösungen zu suchen. Im Folgenden soll – in sehr komprimierter Form – veranschaulicht werden, wie sich das Miteinander im Einzelfall gestalten kann:

Frau S. ist alleinerziehende Mutter von 5 Kindern im Alter von 2 – 7 Jahren, Analphabetin und nicht der deutschen Sprache mächtig. Zwischen Erstkontakt und einer konkret beginnenden Zusammenarbeit vergehen etliche Wochen. Nachdem Skepsis gewichen und Vertrauen aufgebaut ist, stellt sich die Situation wie folgt dar: die Wohnsituation ist unbefriedigend – Wohnungssuche und Umzug werden eingeleitet. Die finanziellen Rahmenbedingungen sind fortlaufend zu aktualisieren – beim Jobcenter ist ein Weiterbewilligungsantrag auf ALG II einzureichen, ebenfalls BuT-Anträge, Anträge auf
Unterhaltsvorschuss sind bei der Kreisverwaltung zu stellen. Vorsorgeuntersuchungen und Facharzttermine stehen an – Mutter und Kinder werden zum Kinderarzt und in die Augenklinik nach Homburg begleitet, es wird ein Kontakt zu einer logopädischen Praxis aufgenommen. Ein wichtiges Thema ist des Weiteren die Passbeschaffung beim Konsulat in Frankfurt.
Entwicklungen in Schule und Kita sind beratend zu begleiten. Einer Fülle von Aufgaben gegenüber steht die zunehmende Bereitschaft zur Kooperation seitens Fr. S., so dass im Ergebnis die Ausgangssituation der Familie nach und nach deutlich verbessert und stabilisiert werden kann.

Das Beispiel veranschaulicht zum einen, wie gelingende Zusammenarbeit aussehen kann. Zum anderen lässt es erkennen, wie sich Kita!Plus interpretiert und wo man wünschenswerter Akzente setzt:

  • das Projekt „Kita!Plus“ ist dem Bereich der „Frühen Hilfen“ zuzuordnen
  • die Zusammenarbeit erfolgt auf freiwilliger Basis und beginnt auf niederschwelligem Niveau
  • man bewegt sich außerhalb des Kontextes von Jugendhilfemaßnahmen
  • Zugänge müssen immer wieder aufs Neue erarbeitet werden
  • ein gut funktionierendes Netzwerk unterstützt eine gelingende Zusammenarbeit
  • es besteht die Möglichkeit, Familien zu begleiten, sei es zum Arzt, zum Jobcenter, zur Schule, zur Kita etc. – es entsteht Vertrauen und öffnet Türen

Gerade in letzterem Aspekt unterscheidet sich Kita!Plus wesentlich von anderen Beratungsstellen und verschafft sich zugleich im Arbeitsalltag ein zusätzliches „Plus“.

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Jahresbericht 2019